Know-How Be- und Entlüfter
Anwendung
Be- und Entlüfter leiten Luft oder Gase automatisch aus Behältern oder Rohrleitungen ab oder zu. Es sind schwimmergesteuerte Armaturen, die bei steigendem Flüssigkeitsniveau schließen und bei sinkendem öffnen.
Arbeitsweise
Steigender Flüssigkeitsstand hebt den Schwimmer und schließt das Ventil, meist über ein Hebelsystem. Sinkt der Flüssigkeitsstand durch eintretende Luft oder beim Herunterfahren der Anlage, öffnet das Ventil und lässt Luft aus- oder einströmen.
Auswahl Be- und Entlüfter
Art und Größe des Be- und Entlüftungsventils muss nach der abzuführenden Luftmenge unter Arbeitsdruck gewählt werden. Der Arbeitsdruckbereich muss in den Grenzen des maximalen Anlagenbetriebsdrucks liegen, ansonsten ist ein Öffnen des Entlüfters nicht möglich.
- Be- und Entlüfter für Anfahrbetrieb leiten große Luftmengen beim Befüllen von Rohrleitungen, Behältern oder Systemen ab
- Be- und Entlüfter für Dauerbetrieb leiten kleine Luft- oder Gasmengen, die im Betrieb entstehen, aus Rohrleitungen, Behältern oder Systemen ab
- Kombinierte Be- und Entlüfter leiten große Luftmengen beim Befüllen und kleine Luft- oder Gasmengen im Dauerbetrieb aus Rohrleitungen, Behältern und Systemen ab
Anfahrbe- und entlüfter
entlüften Anlagen mit geringem Innendruck beim Anfahren oder Befüllen. Der Schwimmer wirkt direkt auf den Kegel. Sie haben einen großen Sitzdurchmesser, um eine schnelle Entlüftung bei weniger als 0,1 bar Druck zu gewährleisten. Während des Betriebes werden Sie vom Behälterinnendruck geschlossen gehalten.
Bei plötzlich auftretendem Vakuum öffnen Sie und gleichen den Druck aus. Dadurch werden Unterdruckschäden vermieden.
Einsatzbereiche
Pipelines, Behälter oder System mit hohen Volumenströmen, die häufig befüllt und entleert werden (z.B. Schiffsverladepipelines)
Zu beachten
Öffnet nicht unter Druck (bleibt während des Betriebs auch dann geschlossen, wenn keine Flüssigkeit mehr vorhanden ist)
Vorteil
Großer Sitzquerschnitt ermöglicht extreme Durchsatzmengen innerhalb kürzester Zeit bei geringem Differenzdruck, dadurch schnelleres und sicheres Anfahren von Anlagen(-Teilen), Vorbeugung gegen Vakuumschlag
Dauerbe- und entlüfter
werden verwendet, um im Betrieb anfallende Luft auszuschleusen. Sie haben eine Hebelübersetzung, so daß sie auch bei geringsten und hohen Drücken arbeiten.
Soll Lufteintritt vermieden werden, wird der Ausgang mit einem Rückschlagventil versehen. Es sind dann reine Entlüftungsventile ohne Belüftungsfunktion.
Einsatzbereiche
Anlagen, bei denen ein ständiger Eintrag von Luft / Gas erwünscht ist oder nicht verhindert werden kann | Anlagen mit Flüssigkeiten, die während des Betriebs ausgasen (Druckreduzierung, Temperaturänderung)
Zu beachten
Nur langsames Befüllen und Entleeren des Systems | bei kleinem Druck verminderter Durchsatz | ggfs. kein hinreichender Schutz vor Vakuum
Vorteil
Schleust auch während des Betriebs anfallende Luft / Gas aus dem System ohne Flüssigkeitsverluste | Gewährleistung der Effizienz des Systems auch bei längerem Betrieb, Vorbeugung gegen Druckschlaggefahr
Kombinierte Be- und entlüfter
sind kombinierte Anfahr- und Dauer- Be- und Entlüfter. Sie haben einen großen Sitz für den Anfahrbetrieb und einen kleinen Sitz für den Dauerbetrieb, gesteuert von einem Schwimmer mit Hebelübersetzung. Beim Befüllen sind beide Ventilsitze offen.
Während des Betriebes wird der große Sitz vom Innendruck geschlossen gehalten. Die dann anfallenden geringen Luftmengen werden über den kleinen Sitz abgeführt. Sinkt der Druck unter 0,1 bar, kann auch der große Ventilsitz wieder öffnen.
Bei auftretendem Unterdruck, z.B. durch Pumpenausfall, öffnet der große Sitz sofort und vermeidet Beschädigungen. Läuft eine Druckwelle anschließend in der Leitung zurück, schließt der große Sitz und die eingeströmte Luft wirkt als gedrosselter Dämpfer, während sie durch den kleinen Sitz ausströmt.
Einsatzbereiche
Häufig angefahrene und abgeschaltete Systeme, in denen sich während des Betriebs Luft / Gas ansammelt (z. B. Tagebau)
Zu beachten
Die Ent- bzw. Belüftungsleistungen für Anfahr- und Dauerbetrieb unterscheiden sich deutlich – separate Überprüfung der Funktionen notwendig
Vorteil
Kombiniert die Vorteile von Anfahr- und Dauerentlüftung sowie Vakuum- und Druckschlagvorbeugung in einem einzigen Gerät, spart Platz und Investitionskosten
Elastomere und Beschichtung
Die Standardausführungen sind für Wasser bis 80°C, z.T. 130°C geeignet.
Für Ozon gibt es eine Ausführung mit speziellen Elastomeren. Für Kohlenwasserstoffe wird FPM eingesetzt. Für Thermalbäder, Seewasser und andere chloridhaltige Flüssigkeiten gibt es Ausführungen mit beschichteten Gehäusen und Innenteilen und für besonders aggressive Medien steht eine gummierte Ausführung zur Verfügung.
Sonderausführungen aus hoch-Molybdänhaltigen Werkstoffen sind lieferbar.
Beachten Sie, daß bei uns Edelstahlbe- und entlüfter meist preiswerter sind als entsprechende Graugussausführungen.
Arbeitsdruckbereich
Wählen Sie den Arbeitsdruckbereich so, daß Ihr maximaler Betriebsdruck in dessen Grenzen liegt, sonst öffnet sich der Entlüfter nicht. Wählen Sie Art und Größe des Be- und Entlüftungsventils für die abzuführende Luftmenge unter Arbeitsdruck aus.
Die entsprechenden Tabellen finden Sie in den Typenblättern. Die dort angegebenen Durchsätze gelten für das voll geöffnete Ventil, also für den Anfahrzustand bzw. solange das Flüssigkeitsniveau unterhalb des Ventileintritts ist.
Bei stetiger Dauerenlüftung z. B. auf Filterkesseln ist der Durchsatz um etwa 30 % geringer anzusetzen.
Dauerbe- und entlüfter dürfen für ruhigen Betrieb und lange Lebensdauer nicht überdimensioniert werden. Ist bei feststehender Anschluß-Nennweite der Durchsatz zu hoch, kann ein höherer Arbeitsdruckbereich mit entsprechend geringerem Durchsatz Abhilfe schaffen.
ATEX
In allen Bereichen, in denen explosionsfähige Atmosphären vorhanden sein können, sind Geräte und Schutzsysteme entsprechend der Gerätegruppe und der EPL gemäß der ATEX-Richtlinie 2014/34/EU auszuwählen.
Weitere Informationen finden sie in unserem Know-How ATEX.
Einbau
Einsatzorte für Be- und Entlüfter sind immer die Hochpunkte von Rohrleitungen und Behältern. Installieren Sie den Be- und Entlüfter nicht auf Standrohren oder Spülleitungen, sondern direkt an dem Punkt, wo sich Luft oder Gase sammeln.
Wählen Sie einen Bereich mit beruhigter Strömung. Krümmer, Drosselstellen sowie Absperrorgane dicht vor und hinter der Armatur sind zu vermeiden. Sehen Sie nötigenfalls einen Entlüftungsdom vor.
Wählen Sie den Einbauort so, dass der Be- und Entlüfter nicht direkt angeströmt und dadurch die Innenteile beschädigt werden. Beim Entlüften dürfen keine Flüssigkeitstropfen mitgerissen werden und mit hoher Geschwindigkeit in das Gehäuse eintreten. Planen Sie im Zweifelsfall ein Prallblech oder einen Deflektor ein.
Beim Entlüftungsvorgang kann geringfügig Flüssigkeit austreten. Bei toxischen oder gefährlichen Medien ist daher am Entlüftungsausgang eine drucklose Abflussleitung anzuschließen, die das austretende Medium gefahrlos und drucklos abführt (auch bei anderen Medien empfohlen).
Be- und Entlüfter müssen so eingebaut werden, dass der Eingangsstutzen senkrecht ist.
Der Querschnitt am Behälterausgang darf nicht kleiner sein als der Eingang des Be- und Entlüfters.
Verschmutzung
Falls Ihre Flüssigkeit verschmutzt ist und der Be- und Entlüfter von Zeit zu Zeit gereinigt werden muss, empfiehlt es sich ein Absperrorgan zwischen Rohrleitung bzw. Behälter und Be- und Entlüfter einzubauen.
Das gilt nicht, wenn die Anlage zum Reinigen problemlos drucklos gemacht werden kann.
Betrieb
Druckstöße oder Wasserschläge können den Schwimmer zerstören. Die Anlage ist entsprechend abzusichern.
Bei schäumenden Medien mit dadurch verringertem spezifischem Gewicht kann ein Be- und Entlüfter nicht zuverlässig funktionieren. Es wird der Einbau eines Beruhigungsgefäßes dringend empfohlen. Eventuell können die Be- und Entlüfter EB 1.11 und EB 1.84 eingesetzt werden.
Wartung
Be- und Entlüfter müssen regelmäßig gereinigt und gewartet werden, insbesondere bei Flüssigkeiten mit Bestandteilen, die sich leicht ablagern (z.B. Eisen, Kalk).
Öl- und fett- bzw silikonfreie Geräte
Unsere Armaturen sind auch in öl- und fett- bzw. silikonfreier Ausführung lieferbar. Einige Konstruktionsteile müssen jedoch geschmiert werden, um die Produktfunktion zu gewährleisten. Dafür gibt es je nach Anwendungsfall spezielle Schmiermittel. So wird für eine Lebensmittel- bzw. Pharmaanwendung ein anderes Schmiermittel als für eine Sauerstoffanwendung eingesetzt.
Nur die Angabe ‚öl- und fettfrei‘ reicht nicht für eine zielgerichtete Umsetzung. Geben Sie daher bei Anfragen und Bestellungen auch den Anwendungsfall für eine richtige Auswahl des Ersatzschmiermittels an.
Bitte auch bei Nachbestellungen und Einbau von Ersatz- und Verschleißteilen unbedingt auf die Öl- und Fett- bzw. Silikonfreiheit achten.
Bei extremen Betriebsbedingungen und in allen Zweifelsfällen lassen Sie sich bitte durch unseren Techniker beraten.
Sicherheitshinweise, Bedienungsanleitung etc. MÜSSEN beachtet werden.